9. Silbersee
Der Silbersee ist das jüngste Stillgewässer im Volkspark Dutzendteich. Er ist das letzte sichtbare Relikt der Bauruine des „Deutschen Stadions“. Nach den größenwahnsinnigen Planungen des „Dritten Reichs“ sollte hier das größte Sportstadion der Welt mit einer Grundfläche 350.000 qm und einem Zuschauerfassungsvermögen von 400.000 Menschen für nationalsozialistishe Kampfspiele errichtet werden. Der Bau kam über die 10 m tiefe Grube nie hinaus. Die Aktivitäten wurden 1944 eingestellt. Durch das hoch anstehende Grundwasser füllte sich die Baugrube. Der südliche Teil des zunächst hufeisenförmigen Silbersees wurde von 1946 bis 1962 zur Mülldeponie Nürnbergs (siehe Punkt 8).
Daraus resultiert auch das zentrale Problem des Silbersees: Die tieferen, sauerstoffarmen und kälteren Wasserschichten sind stark mit Schwefelwasserstoff belastet. Seit dem Kriegsende kamen im Silbersee 45 Menschen zu Tode. Ihre Badebewegungen dürften das giftige, schwefelwasserstoffhaltige Wasser an die Oberfläche gebracht haben. Dadurch wurden sie betäubt und versanken im See. Trotz Zwangsbelüftung seit 1985 bleibt die hohe Schwefelwasserstoffbelastung des Silbersees bestehen.
Das Ufer der ehemaligen Baugrube hat sich heute sehr naturnah entwickelt. Ein dichter Schilfgürtel, Flachwasserzonen und eine für Menschen schlecht erreichbare Insel bieten beste Voraussetzungen für Wasservögel. Kanadagänse (ca. 1930 von Niko Tinbergen zur Verhaltensforschung nach Europa eingeführt) finden sich genauso, wie das kleine Teichhuhn, eine Ralle, die auf der „Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere“ steht.